„Fasnacht in Weiß-Blau, mehr als eine Narrenschau"
Rolf Reihl nimmt nach 56 Jahren Abschied von der närrischen Rostra
Ihrem diesjährigem Sessionsmotto mehr als gerecht wurden die Fastnachter des Gesangvereins Eintracht Mörsch bei ihren Prunksitzungen und brachten mächtig Stimmung in die Bernhardushalle. Kein Platz blieb frei und häufig kein Auge trocken im seit Wochen ausverkauften weiß-blau geschmückten Saal. Das fünfstündige Programm eröffneten die beiden Parkettbienen Jasmin Iser und Christin Rocca zu denen sich später auch Volker Rocca in unnachahmlicher Weise dazugesellte. Sie machten nicht nur die Bühne bereit für Tanz- und Gesangsnummern sowie Büttenreden; sie bauten in ihren Gespräch mehrfach humorvoll allerlei seltsam alltägliches aus dem Fastnachterleben ein und leiteten humorvoll zum nächsten Aufritt über. Als ersten Redner begrüßte Elferratspräsident Franz Becker einen Herrn ganz in Blau und Weiß, nämlich OB Sebastian Schrempp in der Rolle von Papa Schlumpf. Der vom grobgünstigen aber gerechten Narrengericht am 11.11.11 zur Büttenrede verurteilte Schultes erzählte spritzig seinen „Allerliebsten von den Mörschern", wie es denn im„ Schlumpfenhaus" am Rösselsbrünnle so zugehe: „In der Ruhe liegt die Kraft, weil entspannt es sich besser schafft."
Eine närrische Weltreise unternahmen die „Eintrachtpünktchen“ In tollen Kostümen ging es mit den Jüngsten bei ihrem Schautanz nach Russland, Spanien, Schottland und in die Niederlande ehe die zwanzig Mädchen wieder in der Bernhardushalle landeten. Ohne Zugabe, durften die mit großem Eifer tanzenden Kinder nicht von der Bühne. Nicht minder großen Applaus erntete auch das Tanzmariechen Vivien Hoffmann, die im neuen Outfit als Solistin in ihrer 2. Kampagne überzeugte. Nicht zu vergessen auch die Eintrachtspatzen und die Blau-Weißen Funken für ihre tollen Marschtänze, mit dem sie den militärischen Drill gelungen karikierten. Mit Texten von Konrad Neu und der Regie von Herbert Deck präsentierten „Die Lords" eine närrische politische Farbenlehre, bei der weder Schwarz noch Grün, Rot oder Gelb ungeschoren davon kamen. Die Mörscher Nachbarn bekamen ebenfalls einiges zu hören: ,;Gegen Weier ist sogar Forchheim schön", sangen die Lords und am Schluss die Mörscher Nationalhymne – „Mörsch, du strahlende Perle der Hardt“. Rolf Reihl klagte in der Bütt über die Schattenseiten des Alters, der Zeit, „wenn sich die Schmetterlinge im Bauch in Raupen zurückverwandeln." In seinem letzten Auftritt trat nach 56 Aktivenjahren Rolf Reihl von der närrischen Rostra ab. Er verabschiedete sich in launigen, ehrlichen Worten, die allen zu Herzen gingen vom Publikum. Und Franz Becker dankte ihm einer kurzen Laudatio für sein närrisches Schaffen. Mit minutenlangem „standing ovations“ dankten ihm die Gäste für sein närrisches Schaffen.
In gewohnter Manier hielt der Eintracht-Till Karl-Heinz Hilbert den Narrenspiegel seinen Spiegel vor. „Niemand hört der Schweine Klagen, der Blick ist nicht verstellt, einen Lkw-Stau habe ich noch nicht gesehen", lautete das Fazit des Tills zum Thema Fleischwerk.
Carina Bullmann brachte dem Publikum Pubertätsprobleme aus der Sicht einer Betroffenen eindringlich nahe, besonders dann, wenn man Mama und Papa nur noch herumnörgeln und sich so komisch verhalten, dass sie die Eltern nur noch mit „Sie“ anspricht. Und so blieb am Ende nur noch ihre Schlussfolgerung „Pubertät ist, wenn Eltern anfangen, schwierig zu werden", Was einem gestandenen Mannsbild Kopfzerbrechen bereitet, erzählte der „Hausmeister" Sven Deck, besonders als um die mögliche Beerdigung der Tante ging. Sie ´will partout ihre Asche auf dem Aldi-Parkplatz verteilen, weil die Kinder zweimal in der Woche zu Aldi gehen und nie auf den Friedhof, so Sven Deck. Er musste sich aber auch mal wieder bei der Arbeit sehen lassen und gestand freimütig: „Ich stehe vor dem Rathaus, Hände in der Tasche und schaffe."
Schwungvoll eröffnete die Original Auemer Augustenkapelle mit närrischen Medleys den zweiten Teil. Karl-Heinz Ruder beklagte eindrucksvoll ín seinem letzten, zerschlissenem Hemd sein Leid als Steuerzahler und unterstrich. „Von zehn Kartoffeln gehören sechs dem Staat, vom Rest macht man ein bisschen (Kartoffel)Salat". Die “Crazy Girls“ nahmen sich die Neue Deutsche Welle zum Thema. Mit Hits von Nena wurde daraus mit musikalischer Unterstützung der bewährten Sitzungskapelle „San Francisco“ rasch eine eindrucksvolle Eintrachtwelle und viele Gäste hielt es nicht mehr auf den Plätzen. Tragischkomisch und im neuen Kostüm massierte der Vereinsclown und diesjährige Trägerin des Mörscher Maurerordens, Antonia Schorpp, die Zwerchfelle und Lachmuskeln. Ihr waren im Büro, im Urlaub und zu Hause so viele Missgeschicke widerfahren, dass die Prunksitzung fast ohne sie gelaufen wäre. Sie setzte ihre Pointen dabei in so eindrucksvoller Weise, dass trotz mütternächtlicher Stunde kein Auge trocken blieb. Die Spatzen entführten mit ihrem Schautanz in die USA. „Etwas Süßes" lautete das Motto des Showtanzes der Blau-Weißen Funken – ein furioser Tanz wie Franz Becker meinte und er gratulierte den jungen Damen dazu, wie man etwas kalorienreiches so kalorienverbrauchend darstellen kann – ohne ein da capo durften sie nicht abtreten. Zurück in die 80-ziger lautete das Motto des Männerballetts, die in Kostümen aus diesen Jahren mit viel Akrobatik und noch mehr Akkuratesse einen prächtigen Tanz zeigten. Nach der Zugabe dankte Franz Becker allen Akteuren und ganz besonders der neuen Wirtsfamilie, der Familie Schreiner für die aus dem Stand heraus gelungene Bewirtung. Zum bunten Finale mit allen Aktiven auf der Bühne sangen alle inbrünstig das Eintrachtlied.